To English readers: This is the second of two posts in which I compare Faber-Castell Polychromos to Prismacolor Premier pencils. More comparisons of other coloring media such as Distress Inks vs. watercolor pencils may follow. For the time being, I do not intend to translate these articles as this would be a very time consuming task. However, should enough readers be interested in a translation, I will consider to do one in the future. That said, please feel free to comment this article if you are interested in reading it in English.
Nach meinen einleitenden Worten zu den Farbtabellen, die ich für den Umgang mit Farben ganz wesentlich finde und daher diesem Beitrag vorausgestellt habe, präsentiere ich euch nun den ersten großen Vergleich. Wie bereits erwähnt gibt es im Netz durchaus schon einige spannende Beiträge und Malanleitungen zu Prismacolor-Premier- und Faber-Castell Polychromos-Stiften. Für Stempler sind drei davon meiner Meinung nach besonders interessant, daher will ich euch die auch nicht vorenthalten.
Heike, die viele unter ihrem Online-Pseudonym krokodilli kennen und die wirklich begnadet kolorieren kann, hat nicht nur eine wunderbare
Malanleitung verfasst und ein paar tolle
Kolorationsvideos erstellt, sondern auch einen äußerst interessanten
Papiervergleich für Buntstiftkolorationen.
Eine weitere tolle
Malanleitung hat
Nixe-Moni, die auch immer ganz tolle Kolorationen vorlegt, vor einigen Jahren auf der Seite von Stempeleinmaleins veröffentlicht.
Und dann gibt es
hier auch noch eine wunderbare Anleitung von
Nicole.
Nun aber endlich zu meinem Vergleich.
Allgemeines
Polychromos und Prismacolor-Premier-Stifte zählen zu den sogenannten Künstlermalstiften. Diese zeichnen sich v.a. durch besonders weiche Minen, hochwertige Inhaltsstoffe (Pigmente, Füllstoffe, Bindemittel) und eine leichte Vermalbarkeit aus, wobei eine optimale Vermalbarkeit immer auch vom verwendeten Papier abhängt (siehe dazu Heikes oben erwähnten Papiervergleich). Während die Polychromos-Stifte ölbasiert sind, also ein ölhaltiges Bindemittel aufweisen, handelt es sich bei den Prismacolor Premier um wachsbasierte Farbstifte, die ein Bindemittel auf Wachsbasis enthalten.
Wachsbasierte Stifte sind in der Regel weicher als ölbasierte und oft
hört man, dass die Minen wachsbasierter Stifte leichter brechen. Ich
habe bisher allerdings noch keine schlechten Erfahrungen mit der
Haltbarkeit der Prismacolor-Mienen gemacht, obschon ich sie oft
stark anspitze. Ich achte aber auch gewissenhaft darauf, dass
meine Stifte nicht herunterfallen und verwende eine
Spitzmaschine statt eines Dosenspitzers. Was auch bei nur mäßigem Gebrauch alledings schnell auffällt, ist, dass die man für den vermeintlichen Vorteil der weicheren Miene auch eine schellere Abnutzung in Kauf nehmen muss.
Verfügbarkeit
Dadurch, dass die Polychromos-Stifte von Faber-Castell, einem deutschen Unternehmen, hergestellt werden, sind sie in Deutschland ziemlich leicht erhältlich. Auch in kleineren Künstlerbedarfgeschäften wird man fündig. Oft kann man hier sogar Einzelstifte kaufen, sodass man jede Farbe ohne viel Aufwand erneuern oder sich langsam eine individuelle Sammlung aufbauen kann. Die Preise dafür liegen meinen Recherchen zufolge derzeit irgendwo zwischen 1,15 Euro (Staffelpreis) und etwa 1,70 Euro in teureren Geschäften.
Der Hersteller der Prismacolor-Stifte ist das amerikanische Unternehmen Sanford. Auf dem deutschen Markt sind sie leider nicht so weit verbreitet wie die Polychromos. Eine gute Bezugsquelle ist der Online-Shop von Anja Fuhrbach,
farbstifte.net, über den auch Einzelstifte (für derzeit 1,29 Euro pro Stück) zu beziehen sind.
Verarbeitung
Im Hinblick auf die Verarbeitung sind die Polychromos meine klaren Favoriten. Sie liegen vom Gewicht her angenehm in der Hand und das Holz macht einen sehr hochwertigen Eindruck, was insbesondere beim Spitzen auffällt. Das Holz der eher leichtgewichtigen Prismacolor-Stifte erscheint mir brüchiger, fast ein wenig wie bei billigen Kindermalstiften, was angesichts des hohen Preises doch etwas übel aufstößt. Auch die Prägung auf den Stiften wirkt lange nicht so edel wie die der Polychromos. Und die Lackierung ist oftmals bereits bei neuen Stiften stark beschädigt und/oder verkratzt.
Auf der folgenden Bildcollage, habe ich versucht, diese Punkte zu visualisieren. Oben seht ihr jeweils einen Polychromos-Stift, unten einen Prismacolor Premier:
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Polychromos vs. Prismacolor: Verarbeitung |
Farbpalette
Bei der Farbauswahl liegen wiederum die Prismacolor-Stifte vorn. Inzwischen gibt es insgesamt 151 Farben in dieser Stiftreihe, die alle paar Jahre um neue Farben erweitert wird. Die Polychromos hingegen sind schon seit etlichen Jahren in "nur" 120 Farbtönen erhältlich. Vor allem Vintage-Fans werden an den Prismacolor-Farben ihre Freude haben, denn zur Palette zählen sehr viele gräuliche Farbtöne, die vielfach den klassischen Distress-Tinten ähneln, darunter z.B. Greyed Lavender, Deco Pink, Rosy Beige der Deco Yellow. (Für alle, die wissen möchte, welche Prismacolor-Stifte man braucht, um die Distress-Farbpalette genau nachzumischen, hat Anja Fuhrbach von farbstifte.net übrigens eine tolle Übersicht gestaltet, die ihr
hier finden könnt.) Aber auch einige sehr kräftige und knallige Farben sind dabei, neben drei kürzlich neu ins Sortiment aufgenommene Neon-Farben, die ich persönlich eher überflüssig finde, gibt es zum Beispiel ein wunderbar strahlendes Gelbgrün (1004 Yellow Chartreuse), das bei der Koloration des Seepferdchens auf dem Bild rechts unten viel besser zur Geltung kommt, als eine vergleichbare Farbe aus der Polychromos-Palette (Abbildung links, hier verwendet 171 Lichtgrün).
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Faber-Castell Polychromos auf Stonehenge |
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Sanford Prismacolor Premier auf Stonehenge |
Weil es immer so schön aussieht, hier einmal zwei willkürlich gewählte Aufnahmen von meiner Polychromos- und Prismacolor-Premier-Sammlung. Rechts unten im Bild mit dem Prismacolor-Farben kann man sehr schön ein paar gräuliche und sehr zarte Farbtöne erkennen, die es bei den Polychromos leider nicht gibt.
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Farbpalette Polychromos - Ausschnitt |
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Farbpalette Prismacolor Premier - Ausschnitt |
Lichtechtheit
Ein klarer Minuspunkt der Prismacolor-Stifte ist ihre eher mäßige Lichtechtheit. Während sich die Polychromos durch eine gute bis sehr gute Lichtechtheit auszeichnen - was mit ein Grund dafür sein wird, dass die Farbpalette hier deutlich beschränkter ist -, sind viele Farben der Prismacolor-Reihe äußerst lichtempfindlich. Schon innerhalb weniger Monate unter kontinuierlicher Lichteinwirkung verfärben sich manche Farbtöne sichtlich. Dadurch eignen sich die Prismacolor-Stifte weniger für Kolorationen, die länger dem Licht ausgesetzt sind, etwa auf dem Kamimsims oder in einem Rahmen. Detailliertere Informationen dazu auf Englisch gibt es in für alle Interessierten
hier und
hier.
Edit: Nach der Veröffentlichung dieses Beitrags haben mich einige begeisterte Prismacolor-Nutzerinnen darauf hingewiesen, dass sie bei ihren Kolorationen, die längerer Zeit direkter Lichteinwirkung ausgesetzt sind, keinerlei Farbverschiebungen feststellen können. Insofern ist diesem vermeintlichen Minuspunkt eventuell nicht allzu viel Gewicht beizumessen.
Maleigenschaften
Oft ist zu lesen, dass Prismacolor-Stifte einen weicheren Malfluss ermöglichen als Polychromos. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen, wenngleich ich den Unterschied wirklich nur als geringfügig empfinde. Daher ist das auch ein Punkt, der für mich nicht unbedingt ins Gewicht fällt. Wechselt man beim
Malen ständig die Stiftmarken, fällt einem das sicher negativ auf, hat man sich aber einmal auf einen bestimmten Härtegrad eingestellt,
kann man mit beiden Stiftmarken meiner Meinung nach sehr angenehm arbeiten.
Bei den Prismacolor-Stiften besteht wie bei allen wachsbasierten
Farbstiften die Gefahr, dass der Farbauftrag irgendwann
"speckig" wirkt, wenn man zu viele Schichten übereinander legt oder mit zu starkem Druck arbeitet. Dieser Effekt ähnelt dann dem klassischer Wachsmalstifte. Man kann ihn sicherlich ganz gezielt einsetzen, mir gefällt er allerdings nicht so
gut.
Hier ein Foto, auf dem ich versucht habe, den Effekt einzufangen. Wenn ihr das Bild beurteilt, müsst ihr berücksichtigen, dass ich es ganz
bewusst unter starkem, direktem Lichteinfall aufgenommen habe, um den
Effekt besonders zu betonen. Bei Tageslicht wirkt er bei Weitem nicht so
extrem. [An den kleinen Krümelchen in dem lachsfarbenen Farbfeld kann man zudem gut erkennen, dass die weichen Prismacolor-Stifte (oben) einen enorm starken Abrieb haben und sich somit, wie weiter oben bereits angedeutet, wesentlich schneller abnutzen als die Polychromos.]
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Polychromos (unten) vs. Prismacolor (oben) - Abrieb und "Speckigkeit" |
Durch ihre etwas härtere Miene ermöglichen die Polychromos eine definiertere Strichführung, was beim Malen von
Mustern, Strukturen und vor allem auch Haaren klar von Vorteil ist. Mit
etwas Übung bekommt man das aber auch mit den Prismacolor-Stiften hin.
Besonders große Hoffnungen hatte ich in die Leuchtkraft von Prismacolor-Stiften auf farbigen Papieren und insbesondere Kraft-Cardstock gesetzt, da ich im Netz viele beeindruckende Beispiele dazu gesehen habe. Hier haben sich meine Erwartungen allerdings nicht erfüllt. Wie ihr an meinen Beispielbildern sehen könnt, fällt ein Unterschied in der Leuchtkraft zwischen Polychromos und Prismacolor-Stiften auf Kraft-Carstock kaum ins Gewicht.
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Faber-Castell Polychromos auf Bazzill Kraft |
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Sanford Prismacolor auf Bazzill Kraft |
Vermalbarkeit/Blending
Sowohl Polychomos als auch Prismacolor-Stifte lassen sich entweder mit
sich selbst, mit Papierwischern, Wattestäbchen o.Ä., mit einem farblosen
Blenderstift (den es z.B. von Prismacolor und Derwent gibt, mit dem
sich aber auch Poylchromos vermalen lassen) oder mithilfe von Lösemittel
vermalen. Als Lösemittel kommen Terpentin (stinkt!), geruchsloses
Terpentin (stinkt nicht, enthält aber trotzdem schädliche Dünste), Öle
(Öl auf Papier ist nicht ganz unproblematisch - Stichwort: Fettflecken -
und Babyöl, das bei Stemplern vielfach zum Einsatz kommt, ist nicht
alterungsbeständig) oder einem Speziallösemittel namens Zest-It in
Frage. Zest-It ist derzeit mein Mittel der Wahl. Es wird aus
Orangenzesten hergestellt, riecht entsprechend angenehm und soll völlig
ungiftig sein. Ob das stimmt oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall bekomme ich davon - anders als von Terpentin - keine Kopfschmerzen.
Große Unterschiede zwischen den beiden Stiftmarken beim Vermalen habe ich nicht festgestellt. Wie gut oder schlecht sie sich vermalen/blenden/lavieren lassen hängt vornehmlich von dem Papier ab, mit dem man arbeitet. An dieser Stelle verweise ich gerne wieder auf Heikes umfangreichen Papiertest, den ich oben verklinkt habe.
Radierfähigkeit
Grundsätzlich lassen sich Farbstifte nur bedingt radieren. Gerade weil man mit ihnen auf strukturiertem, porösen Papier am besten malt, bleibt ein Teil der Pigmente immer im Papier zurück. Es bietet sich daher an, jede Koloration im Voraus gut zu planen und in Frage kommende Farben zuvor zu testen (Stichwort: Farbtabellen). Hat man sich dennoch einmal vergriffen oder vermalt, stehen diverse Radiergummiarten zu Verfügung. Ich habe vier verschiedene getestet, die ich gerade zur Hand hatte.
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Polychromos (oben) vs. Prismacolor (unten): Radierfähigkeit |
Der erste Radierer ist ein klassischer weicher Bleistiftradierer, wie man ihn in jedem Schreibwarenladen bekommt. Hiermit bleiben deutliche Farbrückstände auf dem Papier zurück. Anschließend testete ich zwei Radierstifte von Faber-Castell, einen für Blei- und Farbstifte (rosa), einen für Tinte und Tusche (weiß). Das Exemplar für Blei- und Farbstifte war nicht erfolgreicher als der klassische Bleistiftradierer, wobei sich damit natürlich punktgenauer radieren lässt, was bei kleinen Stempelmotiven ein klarer Vorteil ist. Der Radierer für Tinte und Tusche lieferte sehr gute Ergebnisse, allerdings zerstört er auch unweigerlich die Papierstruktur. Er sollte daher - wenn überhaupt - nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden. Zuletzt testete ich Radierknete - mit dem insgesamt schlechtesten Ergebnis.
Vergleicht man die jeweiligen Radierergebnisse zwischen den Polychromos und den Prismacolor-Stiften, haben die Polychromos meiner Meinung nach minimal die Nase vorn. Allerdings so minimal, dass das Ergebnis für mich keine große Bedeutung hat.
Fazit
Eine klare Kaufempfehlung kann und will ich aufgrund der unterschiedlichen Maleigenschaften und Verfügbarkeiten nicht geben. Für alle, die besonderen Wert auf die Lichtechtheit ihrer Kolorationen legen und/oder eine klarere definiertere Strichführung bevorzugen sind Polychromos definitiv die Marke der Wahl. Wer sich weniger für Lichtechtheit interessiert, dafür aber eine große Farbauswahl bevorzugt und außerdem sehr weiche Schattierungen und Übergänge liebt, sollte zu den Prismacolor-Stiften greifen. Allen anderen empfehle ich zunächst die Anschaffung eines kleinen Sets oder einiger Einzelstifte, um beide Marken nebeneinander zu testen und sich dann nach den individuellen Bedürfnissen zu entscheiden.
Ich hoffe, dieser Vergleich war für den einen oder die andere von euch
hilfreich. Wie auch für den Einführungsteil gilt: Falls ihr Anmerkungen dazu habt oder euch etwas fehlt,
schreibt mir einfach einen Kommentar. Ich werde mich bemühen, all
eure Fragen zeitnah zu beantworten.